Geschichte von Wulzeshofen

WULZESHOFEN und PERNHOFEN

Das Dorf Wulzeshofen bildet zusammen mit Pernhofen, dem Blaustaudenhof und dem Geiselbrechthof eine Gemeinde, deren Flächenraum 2.466 km² beträgt und 245 Häuser mit 1279 Einwohnern hat. Der Ort liegt im Laaer Becken, am rechten Ufer der Pulkau, zwischen Zwingendorf und Laa a. d. Thaya; die Umgebung von Wulzeshofen ist ganz flach und steigt nur gegen Süden zum Geiselbrechthof etwas an. Jenseits der Pulkau, nordwestlich des Ortes, erhebt sich der 306m hohe Schatzberg, aus dem ein bedeutender prähistorischer Goldfund geborgen wurde, der im Stadtmuseum in Wien gezeigt wird. Die Pulkau fließt knapp am Nordende des Ortes, entlang der Bahnlinie Zellerndorf - Laa, vorüber. Bis 1833 war die Umgebung Wulzeshofens vollständig versumpft, ein Paradies für Wassergeflügel, für Menschen aber höchst ungesund; die in den Jahren 1831 - 1833 begonnene und auch heute noch fortgesetzte Regulierung von Thaya und Pulkau setzten diesem Übelstand ein Ende. Das Klima ist gesund, an Stelle der Sümpfe sind fruchtbare Äcker und Wiesen getreten; nur geringe Strecken sind wegen starken Salitergehaltes weniger ertragsfähig, dafür aber botanisch wegen der hier gedeihenden Salzsteppenflora interessant. Haupterwerbszweig der Bevölkerung ist der Ackerbau, der alle Getreidearten, besonders aber Zwiebeln kultiviert, während der früher sehr bedeutende Anbau von Knoblauch stark zurückgegangen ist. Auch Vieh und Geflügel wird viel gezüchtet; nur die Pferdezucht, die hier gute Bedingungen fand, hat infolge der zunehmenden Motorisierung sehr nachgelassen. Wulzeshofen hat (seit 1947, früher in Pernhofen) ein eigenes Postamt und ist Bahnstation. In Pernhofen besitzt der Gutshof eine Spiritusfabrik sowie eine chemische Fabrik, die vor 1945 auch Pottasche erzeugte. Seit 1898 hat der Ort eine Feuerwehr, seit 1901 eine Raiffeisenkasse.

Die Gründungen von Wulzeshofen, Pernhofen, Geiselbrechts und Blaustauden sind sicher auf alte Gutshöfe zurückzuführen, auch wenn wir bestimmte Nachrichten darüber nicht vorweisen können.

Wulzeshofen dürfte, dem Namen nach, auf slawische Siedler (Vlcey = Wölflein) zurückzuführen sein. 1931 wurde im Gemeindegebiet ein bronzezeitliches Grab aufgedeckt, 1846 und 1863 germanische Brandgräber. Die Slawen dürften in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gekommen sein. Die erste urkundliche Nennung von „Wultzinshoven“ erfolgte erst 1171, allerdings noch unter „Neusiedel bei Blaustauden“, wo ein Graf Wolfger de Stain dem Kloster Zwettl drei Güter und einen Hof schenkte; dieses Neusiedel wird dann im Stiftsbuch des Klosters, anfangs des 14. Jahrhunderts, eindeutig mit „Wltschenhouen“ identifiziert. Mitte des 16. Jahrhunderts waren jedemfalls Zehente und andere Dienste an die Herrschaft nach Staatz zu liefern, die auch das damals schon abgeödete Pernhofen besessen haben dürfte. Zu Beginn des 30jährigen Krieges flohen die Einwohner vor den ständisch-protestantischen Truppen nach Laa.

Pernhofen ist wahrscheinlich der Rest eines ehemaligen Dorfes, das während der Einfälle Georgs von Podiebrad in den Jahren 1459 - 1468 zugrunde ging. Der Ort „Perenhoven“ wird bereits 1240 urkundlich genannt. 1351 vermachte Chunrat von Schaunberg seinem Onkel Stephan von Meissau Besitzungen in Pernhofen; 1360 finden wir das oberösterreichische Kloster Waldhausen hier begütert. Die Herrschaft besaß Staatz, in dessen Urbar aus dem Jahre 1569 Pernhofen ausdrücklich als „Oeddorf“ bezeichnet wird; 1601 verkauft Christoph von Breuner dieses öde Dorf an Wulzeshofen, das es schon 1611 an Elisabeth von Kuering, Frau von Hagenberg und Stronsdorf, weiter veräußert. Pernhofen bleibt dann mit Stronsdorf verbunden, bis es 1857 an Karl Kammel, Edlen von Hardegg, verkauft wird, der hier eine Zuckerfabrik erbaut, sie aber im Jahre 1867 in eine Spiritusfabrik umwandelt. Auch weiterhin wechselt der Besitz häufig seinen Herrn, Wird, als deutsches Eigentum, als Usia-Betrieb geführt und gehört heute wieder dem Eigentümer vor 1838, Johann Lederer aus Wien.

1396 belehnte Herzog Albrecht den Johann von Roggendorf mit Gülten auf behausten Untertanen zu Geiselprechts; 1455 belehnt König Ladislaus die Brüder von Roggendorf mit dem Dorfe Geiselbrechts. Auch 1401 und 1423 hören wir von Belehungen durch den Landesfürsten in dem Dorfe. Wann es in den Besitz des Fürsten Reuss (Ernstbrunn) gekommen ist, ist unbekannt; jedenfalls war es bis 1934 in dessen Besitz, seither haben den Hof die Nachkommen einer Familie Sedlar.

Die erste Nachricht vom Dorf Blaustauden bei Hanfthal gibt und eine Urkunde vom 9. Juni 1332; damal ehelichte Chadold von Baumgarten eine Tochter des Truchseß von Emmerberg und verschrieb ihr zur Morgengabe eine jähriche Rente von 40 Pfund Pfennig, auf behausten Untertanen zu Blaustauden liegend. 1412 hören wir von einem Zwist zwischen Mathias von Ror und Nikolaus von Fallbach wegen Zehentleistungen zu Blaustauden. Zur gleichen Zeit bezieht Hans der Schenk von Sebarn den halben großen und kleinen Zehent dieses Dorfes. 1450 hat Ulrich Eitzinger das Dorf als landesfürtsliche Lehen inne, und 1463 gibt Stephan Eitzinger dem Kloster zu Mailberg Gülten zu Blaustauden. Die Johanniter scheinen das Dorf dann überhaupt durch Tasch ganz erworben zu haben. Den halben Zehent von Dorf und Feld bezog der Pfarrer von Gaubitsch. Nach 1518 erhält Wilhelm von Neudeck zu Rastenberg zwei Teile des Dorfes Blaustauden, die jedoch Brandenburger Lehenschaft waren. Nach der Zerstörung des Dorfes durch die ständischen Truppen (1620) scheint Mailberg wieder die Herrschaft übernommen zu haben; das Maltesergut Blaustauden kam 1933 durch Kauf an die Besitzer der Hohenauer Zuckerfabrik, die Brüder Strakosch, in deren Besitz - mit Unterbrechung durch das „tausendjährige Reich“ - es bis heute ist.

Große Überschwemmungen werden aus den Jahren 1771 - 1782, dann wieder 1830, 1845 und 1862 gemeldet. 1810 wurde am Schatzberg der erste Weinstock gepflanzt. 1832 wütete die Cholera in Wulzeshofen und 1855 wieder; diesmal forderte sie 77 Todesopfer; die des Jahres 1866 raffte 65 Personen dahin. Verheerende Brände suchten wiederholt das Dorf heim; so 1839 und 1853; in diesem Jahr gab es, kurz hintereinander, gleich drei Großbrände, die 52 Häuser und 41 Scheunen einäscherten. Ein Hagelwetter im Juli 1865 vernichtete im Pulkautal 10.000 Joch erntereife Felder. Im Jahre 1922 brach in der Spiritusfabrik Pernhofen ein Großbrand aus, der drei Personen das Leben kostete. Die Opfer der beiden Weltkriege werden mit 30 bzw. 49 angegeben; die Russen besetzten am 8. Mai kampflos den Ort.

Wulzeshofen war ehemals eine Filiale der Pfarre Stronsdorf und besaß dementsprechend auch nur eine kleine Kirche, deren Baujahr unbekannt ist. Der erste Seelsorger, Paul Scheibenwein, wird 1523 genannt; noch lange nach der Gegenreformation hielt sich der Protestantismus im Orte. 1754 wurde die Pfarre Wulzeshofen dem Stifte Säusenstein inkorporiert, nach dessen Aufhebung (1789) der Kameralfonds das Patronat übernahm. Das Hochaltarbild der dem hl. Johannes dem Täufer geweihten Kirche malte (1739) Paul Troger; drei Jahre später erhielt die Kirche eine neue Orgel, deren barockes Gehäuse unter Denkmalschutz steht. - Im Pfarrgedenkbuch wird schon 1552 ein Lehrer zu Wulzeshofen erwähnt; der erste Schulbau wird allerdings erst 1839 gemeldet, der bereits 1872 und 1879 vergrößert werden mußte. Die jetzige Schule wurde 1911 erbaut